🔐 KI und Datenschutz: Herausforderungen für die Soziale Arbeit 2025 🧠🤖

Künstliche Intelligenz (KI) verspricht Effizienz, Entlastung und neue Perspektiven – auch in der Sozialen Arbeit. Doch mit der Einführung von KI-Systemen in Beratungsstellen, Einrichtungen und Jugendämtern rücken sensible Fragen ins Zentrum:

Wie kann Datenschutz gewahrt bleiben, wenn automatisierte Systeme mit Klient:innendaten arbeiten?
Welche rechtlichen, ethischen und praktischen Grenzen gelten?

🤖 Was ist KI im Kontext der Sozialen Arbeit?

KI beschreibt Systeme, die durch Algorithmen, maschinelles Lernen oder große Datenmengen Aufgaben übernehmen – von Texterstellung über Spracherkennung bis hin zur Risikoanalyse.

In der Sozialen Arbeit wird KI z. B. genutzt für:

  • 📄 Automatisierte Dokumentation

  • 💬 Chatbots für erste Kontaktaufnahme

  • 🔎 Auswertung sozialer Problemlagen

  • 🧑‍⚖️ Unterstützung bei Hilfeplanungen oder Fallanalysen

📌 Das Problem: Die Soziale Arbeit arbeitet mit besonders sensiblen Daten – z. B. zu Gesundheit, Fluchtgründen, Kindeswohlgefährdung, psychischen Diagnosen oder Suchtverhalten.

⚖️ Rechtliche Grundlagen (Stand 2025)

1. Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)

➡️ Gilt vollumfänglich auch für den Einsatz von KI.
➡️ Besonders relevant: Art. 9 DSGVO – Verarbeitung besonderer Kategorien personenbezogener Daten.
➡️ Nur mit Einwilligung, gesetzlicher Grundlage oder überwiegendem öffentlichen Interesse erlaubt.

2. KI-Verordnung der EU (AI Act)

➡️ Tritt 2025 stufenweise in Kraft.
➡️ Klassifiziert KI-Systeme nach Risikostufen:

  • Unzulässig (z. B. soziale Bewertung)

  • Hochrisiko-KI (z. B. für Zugang zu sozialen Diensten)

  • Geringes Risiko (z. B. Chatbots zur Information)

📌 Sozialarbeiterische Anwendungen mit direkter Auswirkung auf Hilfeleistungen werden meist als Hochrisiko-KI eingestuft.

3. Sozialgesetzbuch (SGB I – XII)

➡️ Verpflichtet zu besonderer Vertraulichkeit, Datensicherheit und Betroffenenrechten
➡️ KI darf nicht über Leistungsgewährung entscheiden – nur unterstützend arbeiten

⚠️ Datenschutz-Risiken beim Einsatz von KI in der Sozialarbeit

RisikobereichBeschreibung
🔓 DatenlecksÜbermittlung personenbezogener Daten an US-Server oder Dritte
🔍 Intransparente VerarbeitungFachkräfte wissen oft nicht, wie KI zu Ergebnissen kommt
🤖 FehlinterpretationKI kann Zusammenhänge falsch deuten, besonders bei marginalisierten Gruppen
🧑‍⚖️ HaftungsfragenWer ist verantwortlich bei fehlerhaften Empfehlungen oder Entscheidungen?
🔒 Mangelnde AnonymisierungViele Tools arbeiten mit Rohdaten statt Pseudonymisierung

Fall: Eine Fachkraft nutzt ChatGPT, um ein Elterngespräch vorzubereiten. Dazu beschreibt sie anonymisiert den Fallverlauf im Chat – erwähnt jedoch das Alter, das Geschlecht, das Herkunftsland und die Schulform des Kindes.

Problem: Diese Angaben sind in Kombination personenbeziehbar – besonders in kleinen Kommunen. Zudem werden die Daten auf Servern außerhalb der EU verarbeitet – nicht DSGVO-konform.

🧠 Ethische Fragen zum KI-Einsatz mit sensiblen Daten

  • Haben Klient:innen wirklich verstanden, was mit ihren Daten passiert?

  • Wie stelle ich sicher, dass keine Diskriminierung durch Datenmuster entsteht?

  • Welche Rolle spielt meine Haltung als Fachkraft, wenn ein Algorithmus Vorschläge liefert?

  • Bin ich mir bewusst, dass KI keine Verantwortung übernehmen kann?

🧭 Datenschutz ist nicht nur ein Gesetz – sondern gelebter Respekt vor Menschenwürde.

✅ Empfehlungen für datenschutzkonformen KI-Einsatz

MaßnahmeWarum sie wichtig ist
🔒 Keine personenbezogenen Daten eingebenKI nur mit anonymen oder synthetischen Fallbeispielen nutzen
📜 Transparenz schaffenKlient:innen über KI-Einsatz informieren & Einwilligung einholen
🧑‍💼 Verantwortlichkeiten klärenWer prüft, bewertet und dokumentiert KI-Eingaben & Ausgaben?
🧠 Teamweiterbildung zum Thema KI & DSGVOVerständnis stärken, Risiken erkennen
🛡️ KI nur ergänzend, nicht entscheidend einsetzenMenschliche Einschätzung bleibt unverzichtbar
⚙️ Systeme mit DSGVO-konformer Infrastruktur wählenZ. B. europäische Server, verschlüsselte Verbindungen
FrageJa / Nein
Werden nur anonyme Daten in KI-Tools eingegeben?
Ist der KI-Einsatz dokumentiert und datenschutzrechtlich geprüft?
Gibt es eine Einwilligung oder gesetzliche Grundlage?
Weiß das Team, was beim KI-Einsatz erlaubt ist – und was nicht?
Sind externe Anbieter DSGVO-konform zertifiziert?

➡️ Mindestens 4 „Ja“-Antworten sollten erreicht werden, bevor KI in der Einrichtung eingesetzt wird.

💬 FAQ – Häufige Fragen zum Thema

Darf ich ChatGPT für die Fallarbeit nutzen?
➡️ Nein – nicht mit echten Klient:innendaten. Nur anonymisiert und zur Reflexion oder Strukturierung.

Gibt es DSGVO-konforme KI-Alternativen?
➡️ Ja – z. B. lokale Open-Source-Modelle, On-Premise-Installationen oder europäische Anbieter mit Datenschutz-Zertifizierung.

Wer haftet bei KI-Fehleinschätzung?
➡️ Immer die Einrichtung oder Fachkraft – nicht der Tool-Anbieter.

Müssen Klient:innen der KI-Nutzung zustimmen?
➡️ Ja – wenn personenbezogene Daten verarbeitet werden oder Entscheidungen vorbereitet werden, ist eine informierte Einwilligung Pflicht.

🧠 Datenschutz bleibt der Maßstab – auch im digitalen Wandel 🔐⚖️

Der Einsatz von KI kann die Soziale Arbeit entlasten und modernisieren – aber nur, wenn dabei der Datenschutz nicht zur Nebensache wird. Denn besonders vulnerable Gruppen brauchen Verlässlichkeit, Vertrauen und Vertraulichkeit – nicht technische Blackboxes.

2025 gilt: Wer KI einsetzt, muss auch die Verantwortung für Datenschutz, Fairness und Transparenz übernehmen.

Die Frage ist nicht, ob KI in die Soziale Arbeit kommt – sondern wie wir sie nutzen, welche Grenzen wir setzen und welche Werte wir dabei bewahren.

Matthias Böhm
Matthias Böhm
Matthias engagiert sich in der sozialen Integration, unterstützt Menschen in schwierigen Situationen und fördert das Verständnis zwischen verschiedenen sozialen Gruppen. Sein Ansatz ist einfühlsam und zielgerichtet, wobei er besonders darauf achtet, Menschen zu motivieren und ihre Stärken zu fördern.

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