Inhaltsübersicht
In Wohneinrichtungen für Kinder und Jugendliche besteht eine besondere Verantwortung: Schutz muss nicht nur gewährleistet, sondern auch im Notfall schnell und konsequent umgesetzt werden können.
Ein gut durchdachter Notfallplan ist dabei ein zentrales Instrument des institutionellen Kinderschutzes – nicht nur als formale Anforderung, sondern als gelebte Handlungssicherheit.
„Im Ernstfall zählt jede Minute – und jeder Schritt muss klar sein.“
❗ Warum braucht jede Einrichtung einen Notfallplan?
Sexualisierte Gewalt geschieht selten offen – oft sind es leise Hinweise, Andeutungen oder Verhaltensveränderungen, die erste Alarmzeichen sind. In solchen Fällen ist Unsicherheit gefährlich.
Ein strukturierter Notfallplan sorgt dafür, dass:
👂 Hinweise ernst genommen werden
🧭 Zuständigkeiten klar geregelt sind
📞 Kinder sofort geschützt und informiert werden
🧑⚖️ Fachstellen und Behörden schnell eingebunden werden
📝 Dokumentation lückenlos erfolgt
Fazit: Ein Notfallplan verhindert Chaos – und gibt allen Beteiligten Sicherheit im Ernstfall.
⚖️ Gesetzliche Grundlage: Pflicht zur Handlungsstruktur
Gesetz / Regelung | Relevanz für Notfallmanagement |
---|---|
📜 § 8a SGB VIII | Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung |
🛡️ § 45 SGB VIII | Voraussetzung für Betriebserlaubnis: Schutzkonzept inkl. Krisenplan |
📘 Bundeskinderschutzgesetz | Verpflichtung zur Vorhaltung interner Abläufe |
🧩 Empfehlungen von Fachverbänden (z. B. DGfPI, DKSB) | Inhalte und Formate für professionelle Notfallstrukturen |
1. 🧍 Klare Verantwortlichkeiten
Wer nimmt Beschwerden oder Hinweise entgegen?
Wer entscheidet über nächste Schritte?
Wer koordiniert die Kommunikation?
Wer informiert externe Stellen?
➡️ Namensnennung, Vertretungsregelungen und Kontaktwege schriftlich festhalten.
2. 📋 Handlungsablauf in Verdachtsfällen
Typische Schritte:
📩 Aufnahme und Dokumentation des Hinweises (neutral & sachlich)
🧑⚖️ Interne Einschätzung durch Kinderschutzfachkraft (§ 8a)
📞 Kontaktaufnahme mit externen Stellen (Jugendamt, Polizei, Fachberatung)
🚨 Sofortige Schutzmaßnahmen für betroffene Kinder
🗣️ Informationsweitergabe an das Team (sorgfältig, nicht übergriffig)
📝 Nachsorge & Reflexion (Fallabschluss, Maßnahmenplan)
🔐 Wichtig: Der Plan unterscheidet zwischen unspezifischem Verdacht, konkretem Hinweis und akuter Gefährdung.
3. 📞 Kontakt- & Alarmliste
Aktuell & griffbereit:
Institution | Kontaktperson | Telefonnummer | Erreichbarkeit |
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Jugendamt | Frau Mustermann | 0123 / 456789 | Mo–Fr, 9–17 Uhr |
Polizei / Kinderschutzdezernat | Dienstgruppe K13 | 110 oder lokal | 24/7 |
Externe Fachberatungsstelle | Wildwasser e.V. | 0123 / 987654 | Mo–Fr, 10–16 Uhr |
Interne Kinderschutzkraft | Max Beispiel | intern Durchwahl | jederzeit |
📄 Was wurde gesagt?
🗓️ Wann und durch wen?
👂 In welcher Situation?
📋 Welche Maßnahmen wurden ergriffen?
🧾 Welche Stelle wurde wann informiert?
💡 Nur sachlich, nicht interpretierend dokumentieren. Keine Diagnosen, kein Spekulieren.
5. 🧑🏫 Schulung & Training
Ein Notfallplan schützt nur dann, wenn:
📚 alle Mitarbeitenden ihn kennen
🔁 regelmäßig geschult und geübt wird (z. B. Fallbeispiele, Planspiele)
🤝 neue Teammitglieder sofort eingewiesen werden
🧩 die Inhalte jährlich evaluiert und angepasst werden
Empfehlung: Mindestens 1x jährlich Krisentraining mit realistischen Szenarien.
🔄 Integration in den Alltag
Ein Notfallplan ist kein Dokument für den Schrank, sondern muss sichtbar, zugänglich und praxisnah sein:
Element | Umsetzungsidee |
---|---|
📌 Aushang im Teamraum | Kurzübersicht: „Was tun bei Verdacht?“ |
📁 Notfallmappe | Im Büro und Gruppenraum – immer griffbereit |
🧑🏫 Schulung im Onboarding | Fester Bestandteil für neue Fachkräfte |
🧠 Reflexionsgespräche nach Einsätzen | Evaluation und Anpassung des Plans |
Frage | Ja / Nein |
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Gibt es einen schriftlich dokumentierten Notfallplan? | |
Sind alle Teammitglieder mit dem Ablauf vertraut? | |
Enthält der Plan eine aktuelle Alarm- und Kontaktliste? | |
Wurden Schulungen oder Übungen zur Anwendung durchgeführt? | |
Gibt es eine klar benannte Kinderschutzfachkraft mit § 8a-Kompetenz? |
„Schutz bedeutet, im Ernstfall ruhig und entschlossen handeln zu können.“
Ein strukturierter, gut kommunizierter Notfallplan…
📞 rettet im Ernstfall wertvolle Zeit
🧑🏫 schützt die Kinder – und die Fachkräfte
📋 verhindert institutionelle Versäumnisse
🤝 signalisiert Ernsthaftigkeit und Haltung
Kinderschutz ist kein Reagieren – sondern verantwortungsvolle Vorbereitung.