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Hilfe auf Augenhöhe – mehr als ein Konzept 🧠
Ob in der Suchthilfe, Geflüchtetenarbeit, Wohnungslosenhilfe oder psychosozialen Begleitung: Immer häufiger arbeiten Menschen mit eigener Erfahrung – sogenannte Peers – in sozialen Handlungsfeldern mit. Sie wissen aus erster Hand, was es heißt, durch Krisen zu gehen, ausgegrenzt zu werden oder mit Ämtern und Systemen zu kämpfen.
Was sie einbringen, ist Erfahrungsexpertise – eine lebensnahe, oft sehr wirkungsvolle Perspektive, die Betroffenen Orientierung, Hoffnung und Nähe geben kann. Doch der Einsatz von Peers ist nicht ohne Herausforderungen: Rollenklärung, Begleitung und strukturelle Einbindung sind entscheidend, damit diese wertvolle Ressource nicht verpufft.
👉 In diesem Artikel erfährst du, wie Peers in der Sozialen Arbeit sinnvoll integriert werden können, welche Chancen und Risiken bestehen – und welche Best Practices sich bewährt haben.
Was bedeutet „Peer“ in der Sozialen Arbeit? 👥📘
Definition:
„Peer“ bedeutet wörtlich übersetzt „Gleichrangiger“ oder „Ebenbürtiger“. In der Sozialen Arbeit beschreibt es Menschen, die eigene Erfahrungen mit einer Problemlage oder Lebenssituation gemacht haben – z. B.:
🧠 Psychische Erkrankungen
💉 Suchterfahrungen
🏚️ Obdachlosigkeit
🧳 Flucht & Migration
🧑🎓 Ausgrenzung in Schule oder Ausbildung
🚨 Gewalt- oder Krisenerfahrung
💬 Peers arbeiten unterstützend, begleitend oder vermittelnd – oft ehrenamtlich oder in Teilzeit – und agieren nicht als Fachkräfte, sondern als Expert:innen aus Erfahrung.
Warum Peer-Arbeit wirkt – Chancen & Stärken 🌱🎯
📍 Vorteile aus Sicht der Betroffenen:
Vorteil | Wirkung |
---|---|
🧏♂️ Verstehen auf Augenhöhe | Authentische Verbindung & Vertrauen |
🤲 Gemeinsame Sprache & Erfahrungen | Weniger Scham, mehr Offenheit |
🧭 Hoffnung durch Vorbildfunktion | „Wenn du es geschafft hast, kann ich es auch“ |
🧘 Normalisierung von Problemen | Entstigmatisierung, Entlastung |
🫂 Emotionales Empowerment | Gefühl von „Ich bin nicht allein“ |
💬 Aussage eines Peers (Zitat):
„Ich kann nichts heilen – aber ich kann da sein. Und das ist oft mehr, als jede Diagnose sagt.“
Herausforderungen im Einsatz von Peers – und wie man ihnen begegnet 🧩⚖️
🚧 Typische Stolpersteine:
Herausforderung | Risiko | Lösung |
---|---|---|
❓ Unklare Rollen | Verwirrung, Überforderung | 📋 Klare Aufgabenbeschreibung & Abgrenzung zur Fachkraft |
💼 Fehlende Schulung | Unsicherheit im Kontakt mit Systemen | 🎓 Einführung, Fortbildungen, Peer-Schulungen |
🧠 Eigene Belastung | Retraumatisierung, Rückzug | 🧘 Supervision & feste Ansprechperson |
💬 Kommunikation im Team | Missverständnisse, Hierarchiekonflikte | 🤝 Gemeinsame Reflexionsrunden, gleichwertige Beteiligung |
💰 Unklare Vergütung | Ausbeutung oder Ungleichbehandlung | 💶 Klare Honorierung oder Aufwandsentschädigung |
💡 Wichtig: Peers sind keine Ersatz-Fachkräfte – sondern ein anderes, ergänzendes Angebot.
Best Practices für den Einsatz von Peers in der Sozialen Arbeit 🧠🏆
Hier findest du bewährte Vorgehensweisen, wie Peer-Arbeit erfolgreich gestaltet werden kann:
🟢 1. Peers von Anfang an einbinden
In die Planung, die Konzeptentwicklung und ins Teamgeschehen.
Beispiel:
Ein Projekt zur Geflüchtetenhilfe erarbeitet gemeinsam mit ehemaligen Geflüchteten den Ablauf eines Patenschaftsprogramms.
🟡 2. Klare Rollen & Erwartungen definieren
Wer macht was? Was ist nicht Teil der Aufgabe? Wie sieht Unterstützung aus?
Formulierungshilfe:
„Deine Aufgabe ist es, zuzuhören, Orientierung zu geben und Fragen weiterzuleiten – nicht, Probleme allein zu lösen.“
🔵 3. Peers vorbereiten & begleiten
Schulungen, Gesprächstrainings, Grundlagen zur Gesprächsführung & Schweigepflicht.
Tool-Tipp:
Kurzmodule zu Gesprächsführung, Grenzen setzen, Selbstfürsorge.
🟣 4. Teamsensibilität stärken
Auch Fachkräfte brauchen Reflexion, wie sie mit Peers im Team umgehen.
Beispiel:
„Peer-Tag“: einmal im Monat Austausch zwischen Peers & Fachkräften – mit Moderation.
🔴 5. Wertschätzung & Weiterentwicklung sichern
Peers nicht „verheizen“, sondern begleiten, fördern & würdigen.
Ideen:
Dankesbriefe
Aufstieg in Projektleitung
Beteiligung an öffentlichen Veranstaltungen
Einladung zu Fortbildungen
💡 Gute Peer-Arbeit ist nicht „billig“, sondern wertvoll.
Haltung & Sprache – das Fundament jeder Peer-Arbeit 🧘♀️🗣️
Haltung als Fachkraft:
Haltung | Bedeutung |
---|---|
🤲 Offenheit | Peer = Expert:in aus Erfahrung, nicht Klient:in |
🧘 Gleichwürdigkeit | Niemand ist „höher“ oder „niedriger“ im Wert |
💬 Reflexion | Fragen wie: „Wo bin ich als Fachkraft zu schnell? Wo kann ich lernen?“ |
🧠 Selbstfürsorge | Nicht alles „auf Peers abladen“, Überforderung vermeiden |
💡 Sprache ist der Schlüssel:
„Wir gestalten gemeinsam.“ statt „Du hilfst mir bei der Arbeit.“
Peer-Arbeit ist Brücke, nicht Bonus 🌉🫂
Peers bringen das ein, was Fachwissen nicht leisten kann: Erlebtes Vertrauen, echte Nähe, glaubwürdige Hoffnung. Sie schaffen Brücken, die zwischen Theorie und Lebensrealität oft fehlen – besonders dort, wo Systeme als kalt, kompliziert oder feindlich empfunden werden.
Gut eingesetzte Peers sind keine Lückenfüller – sondern Verbinder.
Und es liegt an den Fachkräften, ihnen den Raum, die Struktur und die Wertschätzung zu geben, die sie verdienen.
✅ Auf den Punkt gebracht:
✔️ Peers bereichern Soziale Arbeit durch ihre gelebte Erfahrung
✔️ Klare Rollen, Schulung & Begleitung sind entscheidend
✔️ Fachkräfte und Peers arbeiten auf Augenhöhe – in unterschiedlichen Rollen
✔️ Best Practices helfen, Stolpersteine zu vermeiden
✔️ Peer-Arbeit braucht Haltung, Struktur – und ehrliche Wertschätzung